3.8. Integrierte Werte- und Kompetenzerfassung

Josh Bersin (2022), Corporate Learning Experte, verwies er auf die Kernherausforderung im Corporate Learning:

„Denken Sie an die unzähligen Managemententscheidungen, die wir in unseren Unternehmen treffen: wen wir einstellen, wen wir in welcher Funktion einsetzen, wie viel wir jemandem zahlen, wie wir ein Team besetzen und wer in eine neue Position befördert wird. All diese Entscheidungen werden auf der Grundlage von "Urteilsvermögen" getroffen, was bedeutet, dass Voreingenommenheit, Meinungen und eine Menge Politik im Spiel sind. Wie viel besser wären unsere Unternehmen und Karrieren, wenn wir wirklich wüssten, welche Fähigkeiten jeder Einzelne hat?“

Es genügt deshalb nicht zu erheben, welches Wissen jemand hat, welche Qualifikationsabschlüsse er absolviert und welche Tätigkeiten er bisher ausgeführt hat. Entscheidend sind vielmehr die Soft-Skills, d. h. die Haltung, die vor allem auf verinnerlichten Werten basiert, sowie die Handlungsfähigkeit, um auch heute noch unbekannte Herausforderungen selbstorganisiert lösen zu können. Deshalb wird eine professionelle Werte- und Kompetenzerfassung benötigt, die eine gezielte Entwicklung der Soft-Skills ermöglicht.

Im Fußball können wir immer wieder das Phänomen beobachten, dass Mannschaften, bei denen der „Marktwert“ der einzelnen Spieler in der Summe nur einen Bruchteil der entsprechenden Einschätzung der gegnerischen Mannschaft ausmacht, diese trotzdem besiegen können. Meist wird dies von den Experten dann darauf zurückgeführt, dass die Mannschaft mit den geringeren Einzelkompetenzen mit einer deutlich positiveren Haltung ans Werk ging und es ihnen gelungen ist, die Einzelkompetenzen durch ein optimiertes Zusammenspiel zu stärken.

Die Werte und Kompetenzen auf Team- und Organisationsebene sind nicht, wie oftmals vermutet wird, die Summe der individuellen Werte und Kompetenzen der Mitarbeitenden, sondern bilden sich in eigenen Erfahrungsprozessen der Teams und der Organisation als Ganzes, so dass deutliche Abweichungen zu den individuellen Werten und Kompetenzen entstehen können. Deshalb ist eine eigene Erfassung der Teamwerte und -kompetenzen erforderlich.

Da Werte die Kerne von Kompetenzen bilden, kann die Entwicklung von Werten und Kompetenzen dabei nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Deshalb  sollten die Werte und Kompetenz auf allen Ebenen in einem ganzheitlichen, integrierten Konzept getrennt erfasst und entwickelt werden (vgl. Erpenbeck/Sauter 2021, 2022).

Abb. 7: Ebenen der Werte- und Kompetenzerfassung

Die Erfassung der Werte und Kompetenzen setzt eine hohe Akzeptanz durch die Mitarbeitenden voraus. Deshalb ist es notwendig, die Handlungsanker auf die jeweilige Organisationskultur und Arbeitssituation anzupassen. Dies kann mit KI-Unterstützung in Workshops mit erfahrenen Fach- und Führungskräften aus der jeweiligen Organisation erfolgen.

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