4.6.6. Social Blended Learning

Die Mitarbeitenden in den meisten Organisationen sind überwiegend in einer Lernwelt sozialisiert worden, die durch Fremdorganisation geprägt ist. Deshalb ist es sinnvoll sie in den Unternehmen aus ihrer heutigen Lernkultur abzuholen, indem sie in einem Social-Blended-Learning-Arrangement schrittweise und begleitet zum selbstorganisierten Lernen geführt werden.

Bewährt hat sich eine gezielte Werte und Kompetenzentwicklung im Rahmen von Social Blended Learning Arrangements. Dabei wird die formelle Konzeption des Blended Learning mit sozialem Lernen bei der Bearbeitung eines realen Praxisprojektes verknüpft.

Der Lernprozess sollte mit der gewohnten Eröffnung in einem Seminarraum bzw. in einem virtuellen Raum gestartet werden. Hier sollte es nicht um Wissensvermittlung gehen, sondern um die konsequente, verbindliche Planung der selbstorganisierten Lernprozesse. Gemeinsam mit den Teilnehmenden sollte eine Lernkultur geschaffen werden, die durch hohe Verbindlichkeit geprägt ist, sowie durch gegenseitige Unterstützung in Form von Lernpartnerschaften, Lerngruppen oder auch Projekttagebüchern.

Damit bauen die Teilnehmenden nach und nach ihre Kompetenz zum selbstorganisierten Lernen und Arbeiten auf. Die moderne Informationstechnologie stellt die Lerntechnologien zur Verfügung, die werte- und kompetenzorientiertes Lernen am Arbeitsplatz in Verbindung mit E-Learning, Blended Learning und Social Learning überhaupt erst möglich machen.

Die Entwicklungsprozesse lassen sich im Rahmen des Social Blended Learning in einem weitgehend selbstorganisierten, dynamischen Kreislauf organisieren, der von den Anforderungen der Unternehmensstrategie für die jeweilige Funktion ausgeht.

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Social Blended Learning ist werte- und kompetenzorientiertes Blended Learning in Verbindung mit einem herausfordernden Praxisprojekt oder schwierigen Praxisaufgaben unter Einbindung von Social Software, um selbstorganisiertes und vernetztes Lernen zu ermöglichen.

Die Lernenden organisieren ihren personalisierten Werte- und Kompetenzentwicklungsprozess im Rahmen des mit der Führungskraft vereinbarten Praxisprojektes bzw. einer Praxisaufgabe selbst, von der Zieledefinition über die Lernplanung bis zur Erfolgskontrolle. Dabei werden sie von ihren Lernpartner*innen (Co-Coaching), der Lerngruppe (Kollegiale Beratung), Lernbegleitenden (Coaching) und der jeweiligen Führungskraft (Mentoring) unterstützt. In Communities of Practice können die Teilnehmenden selbstorganisiert ihre Erfahrungen aus den Projekten austauschen und gemeinsam weiterentwickeln (vgl. de Laat/Simons 2007).Sie nutzen dabei die Möglichkeiten des Ermöglichungsraums zur Lernplanung, zum selbstorganisierten Wissensaufbau, zur Kommunikation und Kollaboration im Netz sowie zur Einholung von Feedback.

Abb. 18: Social-Blended-Learning-Arrangement

Mit dieser Lernarchitektur werden Entwicklungsprozesse möglich, die durch Werte- und Kompetenzorientierung sowie Selbstorganisation geprägt sind und deren „Roter Faden“ Praxisprojekte und Herausforderungen im Arbeitsprozess bilden (vgl. Erpenbeck/Sauter/Sauter 2015).

In den selbst organisierten Entwicklungsphasen verknüpfen die Teilnehmenden formelle und informelle Lernprozesse zu einem systematischen Werte- und Kompetenzentwicklungsprozess. Wichtig ist der Einsatz von digitalen Lerninstrumenten, von Sozialen Medien, begleitet von intensiven, emotional aktivierenden persönlichen Gesprächen mit Führungskräften und von Mitarbeitenden zu Mitarbeitenden. Dieser Paradigmenwechsel umfasst vor allem folgende Elemente.

SeminarlernenSocial Blended Learning
Objektbezogen – Inhalte und Fertigkeiten stehen im Vordergrund.Subjektbezogen und ganzheitlich – die werteorientierte Handlungsfähigkeit der Menschen bildet den Kern.
Curriculum – standardisierte, formelle Lernziele und InhalteIndividuelle, bedarfsorientierte Werte- und Kompetenzziele
Formelles Wissen, das abgeprüft und evtl. in Übungen angewandt wird.Formelles und informelles Wissen, das bei Bedarf im Arbeitsprozess angewandt wird.
Fremdorganisierte, für alle gleiche Lehr-/LernprozesseSelbstorganisierte, personalisierte und passgenaue Lernprozesse
Test des Wissens und der FertigkeitenBewertung der Performance im Arbeitsprozess

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