
4.6.3. Ergänzung der Werte- und Kompetenzentwicklung im Training
Trainings mit Fallstudien, Planspielen oder Rollenspiele können niemals die emotionalen Herausforderungen, der z. B. Kundenberater*innen in schwierigen Beratungsgesprächen ausgesetzt sind, widerspiegeln. Die Mehrzahl der in Organisationen durchgeführten Trainings läuft aber ähnlich ab. Auch wenn sie zuweilen als Kompetenztraining firmieren, sind sie im Grunde wissensorientierte Weiterbildungsveranstaltungen.
Die Trainingsstufe zur Entwicklung der selbstorganisierten Werte und Kompetenzen erzeugt dagegen eine emotionale Berührung, weil die Lernende reale Herausforderungen zu bewältigen haben. Werte- und Kompetenztraining unterscheidet sich deshalb grundlegend von den Trainingsformen im Rahmen formeller Lernprozesse.
Beim Training von Werten und Kompetenzen kommt es vor allem auf die werte- und kompetenzbezogene Wirksamkeit an. Voraussetzung der Werte- und Kompetenzentwicklung auf der Trainingsstufe ist, dass die Lernenden reale Herausforderungen, bewältigen.
Realitätsgleiche Trainings sind aber auch im Dienstleistungsbereich möglich, indem z.B. „echte“ Beratungen in Praxisprojekten oder in Praxisanwendungen erfolgen, die von einem Lernpartner oder dem Lernbegleitende beobachtet werden, um eine fundierte Rückmeldung zu geben. Die Zielsetzung, die Planung und die Reflexion über die Erfahrungen können dabei beispielsweise in der Lerngruppe mit einem Lernbegleitende erfolgen. Entscheidend für den Lernerfolg ist dabei, dass die Lernenden in der Praxis eigenverantwortlich handeln und dabei die emotionalen Herausforderungen, z. B. bei Entscheidungen, erfahren.
Besteht diese Möglichkeit nicht, kommen realitätsähnliche und – begrenzt – realitätsnahe Trainings in Frage, um die gezielte Werte- und Kompetenzentwicklung zu unterstützen bzw. vorzubereiten.
- Realitätsähnliche Trainings zur Entwicklung von Werten oder Kompetenzen bauen auf besonderen Herausforderungen auf, wie beispielsweise in Outdoortrainings. Da bei deren Bewältigung einzelne Kompetenzen besonders gefordert sind, können diese in diesem Kontext gezielt weiterentwickelt werden.
- Realitätsnahe Trainings der Werte und Kompetenzen sind unter Umständen in Simulationen möglich, in denen die Lernenden vergleichbar den Herausforderungen in der Praxis gefordert werden. Ein Beispiel dafür sind professionelle Flug-Simulatoren, in denen die Lernenden oftmals „vergessen“, dass sie nicht im Cockpit eines Flugzeuges sitzen.
Heutige, aufwendig gestaltete Computerspiele oder Serious Games können unter Umständen für die gezielte Werte- und Kompetenzentwicklung genutzt werden, wenn Aufgaben zu bearbeiten sind, die von den Spielern als real wahrgenommen werden. Dabei werden Zweifel, Widersprüchlichkeiten oder Verwirrungen aufgelöst; es entstehen neue Lösungsmuster und damit Werte und Kompetenzen.