4.4. Dialogisches Lernen mit der KI
In der aktuellen Arbeitswelt verschwimmen die Grenzen zwischen Lernen und Arbeiten zunehmend. Laut einer aktuellen Gartner-Studie wird betriebliches Lernen immer mehr in den Arbeitsprozess integriert. Dies kann zu einer Effizienzsteigerung von bis zu 50 % führen.
Bisher fand betriebliches Lernen oft in isolierten Formaten statt: Seminare, E-Learnings oder Workshops wurden zentral geplant und durchgeführt – oft losgelöst vom eigentlichen Bedarf und mit kaum messbarem Praxistransfer. Doch in einer Arbeitswelt, die immer dynamischer wird, benötigen die Mitarbeitenden Wissen genau dann, wenn Herausforderungen im Arbeitsprozess zu bewältigen sind.
Hier kommt die generative Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel. KI kann als persönlicher Lernpartner fungieren, der Mitarbeitende durch dialogisches Lernen direkt in ihrem Arbeitsprozess unterstützt. Statt auf statische Lernformate angewiesen zu sein, entwickeln Ihre Mitarbeitenden ihre Kompetenzen im direkten Austausch mit der KI – situativ, bedarfsgerecht und praxisnah.

Beim dialogischen Lernen steht nicht mehr der Aufbau von Vorratswissen, sondern die jeweilige Problemstellung im Arbeitsprozess am Beginn des Lernprozesses. Die Mitarbeitenden bauen das notwendige Wissen, um ihre Problemstellungen zu bewältigen, sukzessive durch die gezielte Kommunikation mit der KI auf und wenden es direkt in der Praxis an. Falls Unsicherheiten bestehen, können sie sofort nachhaken und die KI um weitere Erklärungen bitten.
Um die KI optimal als Assistenten zu nutzen, der die nötigen Inputs liefert, um das Lernen selbstorganisiert zu gestalten, spielen Prompts eine besondere Rolle. Dieses dialogische Lernen setzt voraus, dass die Lernprozesse mit einer initialen Frage beginnen, z. B. „Was sind die wesentlichen Ursachen für diese Problemstellung?“. Daran schließen sich aufeinander aufbauende Fragen an, um eine Lösung zu entwickeln. Die Lernenden erarbeiten mit der KI-Definitionen, formulieren weiterführende Fragen und fragen nach Beispielen oder Erfahrungen. Sie klären mit der KI, wie das Gelernte in verschiedenen Kontexten angewendet werden könnte, hinterfragen die Zusammenhänge mit anderen Konzepten und reflektiere über ihre Lernerfahrungen.
Dieses dynamische Lernen unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Methoden. Während bei klassischen Schulungen weniger als 10 % des Gelernten tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden, erfolgt das dialogische Lernen direkt in der Anwendung – es wird damit nachhaltig in den Arbeitsprozess integriert.
Die Mitarbeitenden entwickeln ihr Wissen, das exakt auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist, gezielt und folgen personalisierten Lernpfaden, die ihre bisherigen Fähigkeiten und Karriereziele berücksichtigen. Das Lernen erfolgt bedarfsorientiert, so dass die intrinsische Motivation gefördert und ein direkter Mehrwert im Arbeitsprozess geschaffen wird. Durch die Integration in den Arbeitsalltag entfallen separate Schulungszeiten. Die kontinuierliche Nutzung von KI stärkt die digitalen Kompetenzen und fördert eine Kultur der Selbstorganisation, in der Mitarbeitende eigenverantwortlich und effizient lernen.
Dies führt zu einem signifikant erhöhten Return on Investment (ROI) im Corporate Learning und eine gesteigerte Performanz der gesamten Organisation.
Dialogisches Lernen ist durch die generative KI (GenKI) heute bereits umsetzbar. Entscheidend ist jedoch, dass dieser Ansatz in eine ganzheitliche Lernstrategie eingebettet wird.
Das Lernen der Zukunft wird eine Kombination aus selbstorganisiertem, dialogischem Lernen mit der KI im Arbeitsprozess sein. Den Rahmen bildet eine Ermöglichungsdidaktik in Verbindung mit einer KI-gestützten Skills-Diagnostik.