4.2. Ermöglichungsraum – Learning Experience Platform (LXP)
Learning Experience Platforms stehen am Anfang einer Lernrevolution.
Daniel Stoller-Schai (2021)
Selbstorganisierte Werte- und Kompetenzentwicklung ist nur ermöglichungs-didaktisch realisierbar, braucht also einen passenden Ermöglichungsraum, der
- der Individualität und Eigenverantwortung der Mitarbeitenden Rechnung trägt, indem diese ihre personalisierten Lernprozesse selbstorganisiert planen und umsetzen,
- dem demografischen Wandel und der damit einhergehenden Heterogenität der Lernenden gerecht wird, indem vorhandene Lehr- und Lernkonzepte, Lernmaterialien, aber auch die Rolle der Lehrenden vom Lernenden her neu gedacht werden,
- die Unterschiedlichkeit der Lebenswelten und die Vielfalt interkultureller Herausforderungen berücksichtigt, indem Werte- und Kompetenzentwicklung dort stattfindet, wo reale Herausforderungen zu bewältigen sind, diese aufgreift und damit die Kommunikation und das kollaborative Arbeiten und Lernen zwischen Menschen fördert,
- den technologischen Wandel aktiv aufgreift, indem diese Lernwelt als Spiegelbild der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt digitale Lernsysteme und -formate mit dem Ziel der effizienten Werte- und Kompetenzentwicklung integriert,
- KI-basierte Bots zur gezielten Begleitung und Untersüttzung der personalisierten Lernprozesse nutzt,
- als organisationales Netzwerk gestaltet wird, das in engem Austausch mit der Umwelt der Organisation steht,
- eine dezentrale Steuerung durch die Mitarbeitenden ermöglicht, indem externe Einflüsse, z. B. soziale Medien, Google oder Linkedin integriert werden. (vgl. Sauter/Sauter/Wölfing 2018; Schmitz/Foelsing 2021b).
Der Ermöglichungsraum ist eine digitale Plattform, die didaktische, methodische, materielle und mediale Aspekte so anordnet, dass die Wahrscheinlichkeit für die angestrebten Entwicklungsprozesse auf allen Ebenen möglichst hoch wird (nach Wahl 2006, S. 206).
Das Werte- und Kompetenzmanagement konzentriert sich deshalb nicht mehr auf die detaillierte Planung von Lehr-/Lernprozessen (Planungsfixierung), sondern auf die Ermöglichung des selbstorganisierten Aufbaus von Wissen, Qualifikation, Werten und Kompetenzen in personalisierten Lernprozessen (Realisierungsfixierung).
In diesem systemischen Ansatz wird der Mitarbeitende als Ganzes gesehen und es werden sein Umfeld und seine individuellen Bedürfnisse, die immer eng mit den emotionalen Strukturen verknüpft sind, berücksichtigt. Der Prozessbegleiter schafft die Bedingungen für die selbstorganisierte Entwicklung der Mitarbeitenden und ermöglicht damit Prozesse der selbsttätigen und selbständigen Wissenserschließung und Wissensaneignung (Siebert 2011, S. 90).
Im Zuge der Entwicklung zur Singularitäts-Didaktik wandelte sich der Fokus, aus dem heraus Lern-Plattformen gestaltet wurden. Standen am Anfang die Bedürfnisse der Personalentwicklung, wie vereinfachte Administration und Überprüfung des Lernerfolges, im Vordergrund, ging der Blickwinkel immer mehr zum Mitarbeitenden und seinen personalisierten Lernprozessen. Daraus entwickelte sich der Ansatz der Learning Experience Platform (LXP), die als Lern-Ökosystem gestaltet wird, die von Josh Bersin (2019) bekannt gemacht wurde. Dabei verweist das „LX“ auf ein Lernendelebnis, eine Lernreise(„Learning Journey“) oder allgemein nachhaltige Lernprozesse, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz ermöglicht werden. (vgl. Foelsing/Schmitz 2021b).
Learning Experience Platforms sind digitale Ermöglichungsräume, mit denen die Lernprozesse der Mitarbeitenden im Prozess der Arbeit und in Praxisprojektenaus deren Blickwinkel ermöglicht werden.
Eine Learning Experience Platform ist eine KI-gesteuerte Lern- und Arbeitsumgebung, die konsequent aus dem Blickwinkel der der Mitarbeitenden gestaltet wird und personalisierte, selbstorganisierte Lernerlebnisse ermöglicht.
Sie verknüpft vielfältige Funktionen miteinander, kuratiert Inhalte aus unterschiedlichen Quellen und ist über alle gängigen Endgeräte nutzbar.
