3.4. Paradigmenwechsel im Corporate Learning: Werte- und Kompetenzziele
In den meisten Unternehmen dominieren immer noch tradierte Lehrkonzepte, obwohl dieses Vorratslernen in Seminaren mit einem Wirkungsgrad von weniger als 10 % diesem veränderten Bildungsbedarf nicht einmal annähernd gerecht wird (vgl. Kirkpatrick/Kirkpatrick 2012).
Immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie einen Paradigmenwechsel in der betrieblichen Bildung benötigen, wenn sie mit den Herausforderungen der digitalen Transformation fertig werden wollen. Für große Unternehmen ist es zwischenzeitlich fast eine Selbstverständlichkeit, sich zum nachhaltigen Handeln und der sozialen Verantwortung zu bekennen (Corporate Social Responsibility – CSR). Aus diesem Grunde erfordert die zukunftsorientierte Gestaltung des betrieblichen Bildungssystems eine werte- und kompetenzorientierte Mitarbeitendenentwicklung.
Es ist zu erwarten, dass in formellen Bildungsmaßnahmen die wissenslastigen Curricula nach und nach zu »Flipped Curricula« weiterentwickelt werden. Dabei werden die bisherigen Curricula praktisch auf den Kopf gestellt, sodass der Anteil des Wissens, das auswendig gelernt werden muss, erheblich reduziert wird, um Platz für den Aufbau von Werten und Kompetenzen bei der Anwendung des gelernten Wissens, aber auch des Wissens, das die KI kuratiert und problembezogen zu Verfügung stellt, zu schaffen.

Gezielte Werte- und Kompetenzentwicklung ist jedoch nur möglich, wenn die Werte und Kompetenzen von Mitarbeitenden, Teams und Organisationen auch erfasst werden können. Zwar ist eine direkte Herleitung von Kompetenzen aus den Werten eines Mitarbeitenden nicht möglich. Es zeigt sich aber, dass die Ausprägungen einzelner Werte sehr wohl Konsequenzen für die Ausprägungsgrade in der Nutzung einzelner Kompetenzen haben.